sexualität, orgasmus

SEXUALITÄT

Bunte Vielfalt

Der lateinische Begriff für Geschlecht ist „sexus“. Davon abgeleitet bedeutet „sexualitas“ wörtlich übersetzt das „Geschlechtlich Sein“. Mit dem Begriff „Sexualität“ werden alle Lebensäußerungen, Empfindungen und Verhaltensweisen umfasst, die in weitestem Sinne im Zusammenhang mit der geschlechtlichen Begegnung und mit der geschlechtlichen (im Gegensatz zur vegetativen) Fortpflanzung stehen.

Sexualität hat viele Gesichter und das Sexualverhalten von Menschen weist eine Vielzahl sexueller Orientierungen auf. Menschen unterscheiden sich in ihrem sexuellen Erleben und haben unterschiedliche Bedürfnisse, Neigungen oder Vorstellungen. Bei der Entwicklung der menschlichen Sexualität spielen biologische Faktoren, welche die Geschlechtlichkeit mitbestimmen und psychologische Faktoren eine Rolle, aber auch der soziokulturelle Kontext - wie die Herkunft, die Religion, die Erziehung und andere Umweltbedingungen.

Eine befriedigend gelebte Sexualität kann positive Energie verleihen, für Glücksgefühle sorgen, das allgemeine körperliche Wohlbefinden steigern und die Bindung zueinander stabilisieren. Vielfältige Faktoren beeinflussen, wie Liebe und körperliche Nähe erlebt werden. Mit der zunehmenden Zahl an gelebten Formen der Sexualität, können sich auch die Vorstellungen und individuellen Wünsche verändern.

Grundlage für die Entwicklung sexuellen Erlebens und Verhaltens sind zunächst biologische Faktoren, wie die Ausprägung der Geschlechtsmerkmale, wobei auch multigeschlechtliche Identifizierungen bei Individuen bestehen können. Die Zuordnung zu einem Geschlecht ist wesentlich komplexer, als auf den ersten Blick angenommen und es müssen neben biologischen Aspekten auch die Geschlechtsidentität und Geschlechtsrolle mitberücksichtigt werden.

Nach Haeberle (1985) lassen sich drei Faktoren unterscheiden, die in Bezug auf das menschliche Sexualverhalten eine Rolle spielen: das biologische Geschlecht, die Geschlechtsrolle und die sexuelle Orientierung.

 

EVOLUTION & GESCHICHTE

EVOLUTION UND FORTPFLANZUNG

 

Sexualität dient aus biologischer Sicht in erster Reihe der Entstehung von Nachkommen, also dem Erhalt der Art.

Frühe Lebensformen wie Bakterien, Pilze und auch einige Pflanzen vermehren sich durch Zellteilung (Mitose). Dadurch entstehen Zellen, die mit der Ursprungszelle identisch sind. Vermehrung und Wachstum vollziehen sich mit geringem Aufwand. Das Prinzip der ungeschlechtlichen Teilung ist seit Milliarden von Jahren bewährt.

Vor etwa 600 Millionen Jahren, als die Zellkerne mancher Lebewesen bereits komplexe Chromosomensätze enthielten, entwickelte sich eine grundsätzlich andere Form, die Art zu erhalten und sich fortzupflanzen: In zwei Organismen mit Chromosomensätzen, die im Detail unterschiedlich sind, trennen sich Zellen und Zellkerne nicht zu einem identischen Doppel auf, sondern sie teilen sich und enthalten dann nur noch den halben Chromosomensatz (Meiose). Wird eine solche Zelle mit halbem Chromosomensatz, eine Keimzelle, mit einer Keimzelle mit ebenfalls halbiertem Chromosomensatz eines anderen, passenden Lebewesens verschmolzen, so bildet sich eine Zelle, die die wesentlichen genetischen Botschaften der beiden Einzel-Lebewesen zwar enthält, trotzdem aber einen – dann wieder vollständigen - Chromosomensatz enthält, der eine Mischung aus beiden Eltern darstellt.

Aus dieser Zelle entwickelt sich dann schrittweise ein neues, vollständiges Lebewesen. Dass diese sehr aufwändige, komplizierte Art der Fortpflanzung sich bei fast allen Tieren und auch bei den meisten Pflanzen durchgesetzt hat, liegt daran, dass die Mischung der Chromosomensätze offensichtlich Vorteile mit sich brachte. So ist denkbar, dass Fehler im Chromosomensatz besser ausgeglichen werden können oder dass Immunproteine in den Nachkommen dadurch eine größere Vielfalt haben.

Sexualtrieb – über weite Lebensphasen zwingend

Dass männliche und weibliche Individuen zufällig aufeinander treffen, um sich im ebenso zufälligen Kontakt ihrer Fortpflanzungsorgane fortzupflanzen, ist extrem unwahrscheinlich. Deshalb entwickelt die Natur einerseits in jeder Art - von Pflanzen bis Primaten - ein Übermaß an männlichen Keimzellen, um die Wahrscheinlichkeit für eine Befruchtung zu erhöhen. Auf der anderen Seite haben sich ganz unterschiedliche Arten von Locksystemen entwickelt, so dass Individuen vom Typ A in bestimmten Perioden sämtliche Aktivitäten reduzieren außer der, zu Individuen vom Typ B zu gelangen mit dem einzigen Zweck, die gegenseitigen Fortpflanzungsorgane zu verbinden, Zellen mit halbiertem Chromosomensatz zu mischen und das Heranwachsen des neu entstehenden Individuums zu sichern.
Die biologischen Abläufe des Anlockens, der Selektion eines geeigneten Partners und der Verbindung der Fortpflanzungsorgane sind in bestimmten Phasen des Lebenszyklus weitgehend zwingend. Die Natur hat nicht vorgesehen, dass sich Lebewesen diesen biologischen Abläufen – abgesehen von Situationen der Lebensgefahr - entziehen können, denn sie sind zwar nicht für das Überleben des einzelnen Individuums, wohl aber für den Erhalt der Art essentiell notwendig.

Während die Vermehrung durch Zellteilung „vegetativ“, also „pflanzlich“ genannt wird, wird die Vermehrung durch die Vereinigung vorher halbierter Chromosomensätze „sexuell“ oder „geschlechtlich“ genannt. Bei den allermeisten Lebewesen, die sich sexuell vermehren, gibt es zwei Lebensformen, die sich immer an einer kleinen Menge von Chromosomen-Merkmalen unterscheiden. Sie werden „weiblich“ und „männlich“ genannt.

SEXUALITÄT IN DER GESCHICHTE DER MENSCHHEIT

Sexualität dient aus biologischer Sicht in erster Reihe der Entstehung von Nachkommen, also dem Erhalt der Art. Gleichzeitig leben intelligente Lebewesen meist in sozialen Gefügen zusammen, in denen es um Schutz und Zusammenhalt, Angriff und Flucht, um Macht, Nahrungssuche, Aufzucht der Jungtiere, Anpassung an unterschiedliche Umweltbedingungen geht. In solchen organisierten Gefügen hat die Sexualität oft Funktionen, die über den Arterhalt hinausgehen. Die hormonellen Veränderungen im Rahmen sexueller Abläufe lösen Rivalenkämpfe, Balz, Nestbau und oftmals ein sehr weitgehendes Schutzverhalten gegenüber den Jungtieren aus.

Monogamie (sexuelle Verbindung nur mit einem Partner) – zumindest Monogamie für jeweils eine Brutsaison – ist vor allem bei einigen Vogelarten bekannt, bei Rudel- und Herdentieren und bei Primaten dagegen nur begrenzt. Monogamie hat sich überall dort durchgesetzt, wo sie die Chancen für eine erfolgreiche Aufzucht der Jungtiere verbessert. Anthropologen nehmen neuerdings an, dass Monogamie oder zumindest Einschränkungen der Polygamie (sexuelle Verbindung mit unterschiedlichen Partnern) in der Menschheitsgeschichte auch noch weitere biologische Vorteile mit sich gebracht haben könnte, und zwar dadurch, dass Monogamie das Risiko einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Infektionen und eine nachfolgende Unfruchtbarkeit senkt.

Im Lauf der Jahrtausende der Menschheitsgeschichte entwickelten sich zahlreiche Gebote und Verbote, um chemisch-hormonelle Lock- und Paarungs-Automatismen, also den sexuellen Urtrieb, die Wahl der Sexualpartner und die Dauer von Paarbeziehungen in Normen einzubinden: Reifungs- und Binde-Rituale, gesellschaftliche Schranken bei der Partnerwahl, Auswahl der Sexualpartner durch Eltern und die Großfamilie, ökonomische Aspekte, starke Rollenerwartungen an Frauen und Männer in den jeweiligen Partnerschaften und in ihren Verpflichtungen gegenüber den gemeinsamen Kindern, und oftmals drastische Strafen beim Übertreten gesellschaftlich definierter Normen.

Um dem biologischen Diktat zu entgehen, dass eine sexuelle Verbindung zwangsläufig zur Zeugung von Nachkommen führt, wurden wahrscheinlich schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte unterschiedliche Methoden der Verhütung angewendet. Erst seit wenigen Jahrzehnten ist es allerdings mit modernem Wissen und mit modernen Methoden möglich, Sexualität und Fortpflanzung zuverlässig zu trennen. Die heute übliche, sehr zuverlässige Verhütung ist ein wesentlicher Eingriff in 600 Millionen Jahre der Evolution.

DIE GESCHLECHTLICHE ENTWICKLUNG

Auf Basis der unterschiedlichen chromosomalen Ausstattung (46XX, weiblich vs. 46XY, männlich) erfolgt initial eine biologische Differenzierung der Keimdrüsen in Hoden oder Eierstöcke (chromosomales und gonadales Geschlecht). Im Verlauf der Embryonalphase (1.–12. SSW) findet die Vorbestimmung des Geschlechts (Geschlechtsdeterminierung) und in der Fetalphase (12.- 40. SSW) die weitere Fortentwicklung (Differenzierung) statt. Von der Urogenitalleiste ausgehend, der gemeinsamen Organanlage von Teilen des Harn- und Geschlechtsapparats, entwickeln sich je nach gonadalen Geschlecht die Samenleiter, Nebenhoden, Samenbläschen oder die Ovarien, Gebärmutter, Eileiter, Vagina. Aus dem zunächst undifferenzierten embryonalen äußeren Genitale bilden sich dann entweder das männliche oder das weibliche äußere Genitale (anatomisches Geschlecht).

Diese geschlechtliche Entwicklung ist ein komplexer Prozess und wird durch verschiedene Gene bzw. deren Genprodukte und schließlich auch über die Produktion von Hormonen gesteuert. Besonderheiten in diesen Entwicklungsphasen können eine große Variabilität an Ausprägungen der Geschlechtsentwicklung hervorbringen. Über die gesamte Phase der embryonalen Entwicklung können Störungen auftreten, die einen Einfluss auf die Ausprägung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale haben. Sie können in der Folge die Fruchtbarkeit (Fertilität) und Sexualität von Frauen maßgeblich beeinflussen.

Auch das Gehirn unterliegt einer Geschlechtsdifferenzierung, wodurch die sexuelle Entwicklung bereits pränatal - also vorgeburtlich - maßgeblich gesteuert wird. Im weiteren Verlauf kommt der Pubertät eine entscheidende Bedeutung bei der Entwicklung der Sexualität zu. In dieser Phase reifen die Geschlechtsorgane weiter aus (Ausdifferenzierung) und im Gehirn werden Zentren aktiviert, die sexualitätsbezogene Verhaltensweisen steuern.

Mit dem Säuglingsalter, der Kindheit oder auch der Pubertät können verschiedene Stadien der sexuellen Entwicklung unterschieden werden, die ihrerseits mit typischen sexuellen Verhaltensweisen verbunden sind.

Das menschliche Sexualverhalten basiert auf einem langen körperlichen und psychischen Entwicklungsprozess.

 

  • SEXUALTRIEB & SEXUELLE REIFUNG

    DerSexualtriebist ein natürliches Bedürfnis jedes Menschen und schon bei derGeburtangelegt.Sexuelles Verhalten wird erlerntund bereits in der Kindheit werden die Weichen für die sexuelle Entwicklung undSexualitätgestellt. Dabei vollzieht sich diese Entwicklung zunächst in erster Linie in nicht-sexuellen Erlebnissen und Erfahrungen.

    Ein natürlicher Bestandteil des Entwicklungsprozesses besteht in derSelbsterkundungdes eigenen Körpers. Kleinkinder betrachten ihre Sexualität als etwas Natürliches, berühren ihreGeschlechtsorganeoder erkunden spielerisch den Genitalbereich ihrer Altersgenossen. Schon während des ersten Lebensjahres kann man die An- und Entspannung des Beckens beobachten, später haben kleine Jungen Erektionen, kleine Mädchen zeigen ein leichtes Zusammenziehen der Scheidenmuskulatur.

    Etwa mit dem fünften Lebensjahr nehmen sexuelle Verhaltensweisen zunächst ab, um später wieder zu zunehmen. Ab dem Alter von neun bis zehn Jahren wächst das Interesse für sexuelle Themen – was sich zuweilen in sexualisierter Sprache darstellen kann. In den Folgejahren stellen sich erste sexuelle Gefühle ein.Die Empfänglichkeit für sexuelle Reize und damit einhergehende Interessen entwickelt sich in den nächsten Jahren dann ganz individuell und hängt dabei mit der hormonellen Umstellung in derPubertätzusammen.

    Sexualität ist in den Medien omnipräsent und die eigene Sexualität wird durch gesellschaftliche Normen und medial vermittelte Vorstellungen beeinflusst. Bereits Kinder in jungen Jahren haben Zugang zu sexuellen Themen. Trotz der frühen und weitreichenden Konfrontation mit Sexualität scheint es zu keiner „Frühsexualisierung“ von Jugendlichen zu kommen. Das durchschnittliche Alter beim ersten Geschlechtsverkehr hat sich bei Jugendlichen in Deutschland  in den letzten Jahren nicht nach unten verjüngt. Etwa 65% der Mädchen in Deutschland hatten vor ihrem 18. Lebensjahr bereits Geschlechtsverkehr. Die Zahl ist seit langem konstant.

    Wichtige Aspekte der psychosexuellen Reife sind ein verantwortungsvoller Umgang mit der Sexualität, der Schutz vor ungewollten Schwangerschaften sowie vor sexuell übertragbaren Erkrankungen.

    DER ERSTE GESCHLECHTSVERKEHR

    Die Medien vermitteln oftmals nicht selten ein Bild von Sexualität als puren Lustgenuss, der dem grundlegenden menschlichen Bedürfnis nach Akzeptanz, Geborgenheit, Nähe, Vertrauen und Sicherheit nicht gerecht wird. Sexualität besteht aus mehr als nur der „Lustdimension“ und dem körperlichen Kontakt zweier Menschen. Vielfach ist für das weibliche Geschlecht Sexualität eng mit einer emotionalen Bindung an den Partner oder die Partnerin verknüpft. Ein liebevoller Umgang miteinander und eine vertraute Atmosphäre sind wichtige Voraussetzungen.

    Der erste Geschlechtsverkehr
    Der erste Geschlechtsverkehr wird oft während der Pubertät vollzogen.

    Der erste Geschlechtsverkehr besitzt für Jungen und Mädchen eine besondere Bedeutung. Oftmals entstehen dadurch hohe Erwartungen, Anspannung oder unbewusste Ängste. Mädchen haben im Zusammenhang mit dem ersten Geschlechtsverkehr oft viele Verständnisfragen. Frauenärzte überblicken die vielfältigen Zusammenhänge, die bei der Aufnahme des Geschlechtsverkehrs eine Rolle spielen in besonderer Weise und sind daher wichtige Ansprechpartner. Mädchen haben in der gynäkologischen Sprechstunde oder auch speziellen „Mädchensprechstunden“ die Gelegenheit, weibliches Körperwissen zu erwerben und positiv und wertschätzend in ihre Vorstellungen integrieren zu können. Sie sind erst dann in der Lage, mit gewachsenen Freiheiten verantwortlich und selbstbestimmt umgehen zu können, wenn sie ihren Körper kennen und auch schätzen. Frauenärzte können Mädchen dabei helfen – und auch in Bezug auf Schutz vor ungewollten Schwangerschaften, zu wichtigen Schutzimpfungen sowie dem Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen informieren.

    „WANN SOLLTE EIN MÄDCHEN ZUM ERSTEN MAL ZUM FRAUENARZT?”

    Ein Mädchen sollte eine frauenärztliche Praxis aufsuchen, unabhängig vom Lebensalter, wenn sie Beschwerden oder Symptome hat, die mit einer Erkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane zu tun hat:

    Bei Mädchen mit Beschwerden oder Auffälligkeiten:

    Bei Mädchen ohne Beschwerden, wenn sie:

    • bei Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen
    • bei Menstruationsstörungen und -beschwerden
    • bei Unterleibsschmerzen
    • bei Jucken, Brennen und Ausfluss im Genitalbereich
    • plant, sexuell aktiv zu werden oder sexuell aktiv ist
    • Fragen zu Intimhygiene, Impfungen, Sexualität und Verhütung hat
    • wenn sie eine gynäkologische Kontrolle wünscht 

    Es ist sinnvoll, dass ein Mädchen auch ohne Beschwerden eine gynäkologische Praxis kennenlernt, damit ihr die Angst genommen wird. Um das Schamgefühl sehr junger Mädchen zu respektieren, kann auf die Inspektion des Genitale und gynäkologische Untersuchung bei Beschwerdefreiheit verzichtet bzw. diese auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. (Empfehlung des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendgynäkologie für die Gesundheitsberatung junger Mädchen, erarbeitet von Dr. Birgit Delisle 12.2.2014)

    Internetangebote der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für Jugendliche zu Fragen rund um sexuelle Gesundheit, Verhütungsmöglichkeiten oder auch die biologischen Vorgänge des menschlichen Körpers im Hinblick auf Sexualität:

    • Loveline - www.loveline.de
      Jugendhomepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu Liebe, Partnerschaft, Sexualität und Verhütung. Mit Chats, Lexikon, Wissensspielen, FAQs, Umfragen, News und monatlichen Schwerpunktthemen können Jugendliche aktuell interaktiv ihr Wissen erweitern.
    • Zanzu, mein Körper in Wort und Bild - https://www.zanzu.de/de
      Zanzu ist ein Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und Sensoa, dem Flämischen Expertenzentrum für Sexuelle Gesundheit. Das Portal ist mehrsprachig und informiert auch über Themen wie Schwangerschaft, Genitalverstümmelung oder Gleichberechtigung - ohne dabei kulturelle Befindlichkeiten zu verletzen.

     

    SEXUELLE LUST UND DER WEIBLICHE ORGASMUS

    Das Gehirn ist die Steuerzentrale rund um sexuelle Stimmulation. Die sexuelle Erregung im Genitalbereich der Frau ist ein kompliziertes Zusammenspiel von Gefühlen, Fantasien und körperlichen Reaktionen.

    Als sexuelle Lust wird eine hormonell und neural gesteuerte Veränderung des körperlichen Zustands verstanden, die aus biologischer Sicht eine sexuelle Paarung als Ziel hat, um die Fortpflanzung und damit das Überleben der eigenen Art zu sichern. Für die Befruchtung dienen beim Mann die Abläufe des Orgasmus, um Spermien in ausreichender Menge ausstoßen zu können. Auch bei der Frau ist sexuelle Erregung notwendig für eine sexuelle Verbindung notwendig, nicht jedoch ein Orgasmus. Allerdings weisen viele Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass durch einen hohen Grad sexueller Erregung und einen Orgasmus bei der Frau die Aufnahme der Spermien erleichtert werden könnte.

    Sexuelle Erregung kann durch das Erleben von Begehren und Begehrt-Werden ausgelöst werden, ebenso auch durch den Anblick oder auch die reine Vorstellung von Menschen, Situationen oder Gegenständen, mit denen sexuelle Lust und Begehren verbunden werden. Die Erregung wird verstärkt durch zugewandte körperliche Berührung.

    Biologisch wird im Gehirn das limbische System aktiviert, ein evolutionär sehr alter Anteil des Gehirns, das für Emotionen und Triebverhalten und deren Steuerung verantwortlich ist.  Bei Erregung wird die Aktivität des vegegativen Nervensystems erhöht, und es werden Hormone ausgeschüttet, die die Paarung vorbereiten sollen. Der Blutdruck steigt, die Durchblutung und die Sensibilität der Haut nehmen zu, ebenso auch die Durchblutung der Beckenorgane und des Intimbereichs, also von KlitorisSchamlippen und Vagina. Die Drüsen der Vagina beginnen Sekret abzusondern, das als biologisches Gleitmittel dient und den sauren pH der Vagina abpuffert, damit die Spermien nicht an ihrer Fortbewegung gehemmt werden. 

    Wird die Erregung weiter gesteigert – durch eine anhaltende Einstimmung des Denkens, Fühlens und der Phantasie, durch fortgesetzte und geeignete Berührungsreize der erogenen Zonen, und durch funktionierende Stimulation von Klitoris und Vagina manuell und/oder durch das Aufnehmen und die Bewegung des Penis in der Vagina, können die Voraussetzungen für einen Orgasmus gegeben sein.

    Der Orgasmus führt bei der Frau neben einer weiteren, erheblichen Steigerung der sensiblen Wahrnehmung in den stimulierten erogenen Zonen zu einer Zunahme von Herzschlag, Blutdruck und Atmung und zu einem unwillkürlichen Zusammenziehen der Muskulatur von Gebärmutter und Vagina, das allerdings nicht von allen Frauen bemerkt wird, und zu einem maximalen Punkt der Lust, der von einer nachfolgenden tiefen Entspannung gefolgt wird.

    Quellen