geburt & stillzeit

 

GEBURTSVORBEREITUNG

Das hauptsächliche Ziel der Geburtsvorbereitung ist es, die Furcht vor der Geburt zu reduzieren.

Fast jede Schwangere nimmt heute (mit oder ohne Partner) an einem Geburtsvorbereitungskurs teil. Diese Kurse werden von Krankenhäusern mit Geburtsstation, Hebammen oder Geburtshäusern angeboten. Fragen Sie ihren Frauenarzt nach den Erfahrungen anderer Frauen mit Einrichtungen in Ihrer Nähe.

In Geburtsvorbereitungskursen wird vor allem Wissen über die physischen und psychischen Abläufe während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett vermittelt. Ebenso sind mögliche Komplikationen der Geburt und deren Behandlung ein Thema. Zur Veranschaulichung stehen heute verschiedenen Medien zur Verfügung, z. B. eine große Bandbreite an Filmen, Broschüren, Büchern und Anschauungspuppen. Auch der Ablauf des so genannten Wochenbettes wird erklärt. Um die Angst vor der Geburt zu nehmen, werden Kreißsaal und Geräte dargestellt, eventuell auch besichtigt. Es werden verschiedene Gebärpositionen mit ihren Vor- und Nachteilen vorgestellt.

Das hauptsächliche Ziel der Geburtsvorbereitung ist es, die Furcht vor der Geburt zu reduzieren. Damit will man der Anspannung entgegenwirken, die aus Angst vor Schmerz und dem Ungewissen entstehen kann. Man weiß heute, dass Verkrampfung und das ängstliche Hineinhorchen zu einer verstärkten Schmerzwahrnehmung führen können. Natürlich ist eine Geburt kein Spaziergang und immer mit Schmerzen verbunden. Ist die Frau jedoch mental und auch durch das Erlernen von Entspannungs- und Atemtechniken darauf vorbereitet, lassen sich diese in den meisten Fällen besser ertragen.

GEBURTSPHASEN

Als Geburt bezeichnet man den Ausstoß des Kindes aus der Gebärmutter. Dem Beginn der Geburt gehen bestimmte Geburtsanzeichen voraus. Für einen nahen Geburtsbeginn sprechen:

  • Abgehen des Schleimpfropfes vom Gebärmutterhals,
  • Blutung,
  • Abgang von Fruchtwasser (entweder im Schwall oder tröpfchenweise).

Setzen regelmäßige Wehen ein, spricht man vom Geburtsbeginn. Treten die Wehen alle 5 bis 10 Minuten auf, sollte die werdende Mutter die Einrichtung aufsuchen, in der sie ihr Kind auf die Welt bringen möchte. Die Spontangeburt ist der naturgegebene Weg eines Kindes, um auf die Welt zu kommen. Die möglichen Risiken einer normalen Geburt sind für das Kind bei der heutigen Schwangerschafts- und Geburtsüberwachung in einer Klinik nur noch sehr gering. Wie eine normale vaginale Geburt verlaufen wird, lässt sich dennoch nie genau vorhersagen. Aufgrund der Geburtsmechanik sind Schädigungen des Beckenbodens, eine Scheiden- oder Gebärmuttersenkung oder auch Verletzungen im Dammbereich im Einzelfall nicht zuverlässig zu vermeiden.

Eine normale Geburt dauert zwischen 4 und 18 Stunden und verläuft in 3 Phasen: Eröffnungsperiode, Austreibungsperiode mit Pressphase und Nachgeburtsperiode:

Eröffnungsperiode

Austreibungsperiode

Pressphase

Nachgeburtsperiode

LINDERUNG DES GEBURTSSCHMERZES

Für die Schmerzlinderung unter der Geburt stehen heute mehrere Optionen zur Verfügung. Gebärende, die das wünschen, können einerseits während der Geburt intravenös ein Schmerzmittel bekommen. Auch Lachgas (Distickstoffmonoxid), über eine Atemmaske während der Austreibungsphase verabreicht, wird in manchen Kliniken noch verwendet. Beides beeinträchtigt kurzzeitig jedoch das Bewusstsein der Mutter und geht auch auf das Kind über. Deshalb müssen diese Methoden mit Bedacht zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden.

Zum anderen besteht bereits vor der Geburt die Möglichkeit, lokal wirkende Mittel einzusetzen wie etwa eine Periduralanästhesie (PDA) (auch Epiduralanaästhesie (EDA)), eine Spinalanästhäsie oder einen Pudendusblock.

Die Periduralanästhesie (PDA)

Bei einer PDA wird über einen Katheter ein schmerzstillendes Medikament in den Zwischenraum der Wirbel und des Rückenmarkkanals eingebracht. Die Wirkung setzt nach ca. 15 bis 20 Minuten ein. Da der Katheter - einmal gelegt - an Ort und Stelle verbleibt, kann im Verlauf der Geburt nach Bedarf das Medikament in Zeitabständen erneut eingeleitet werden. Es wird meist so nachdosiert, dass die Wirkung des Medikaments zwei Stunden nach der Geburt nachlässt. Muss jedoch ein ungeplanter Kaiserschnitt durchgeführt werden, kann die Dosis so weit erhöht werden, dass keine weitere Narkose mehr notwendig ist und die Gebärende ohne große weitere Vorbereitungen direkt in den OP gefahren werden kann.

Gelegt wird der Katheter im Wirbelsäulenbereich zu Beginn der Geburt. Der Muttermund sollte möglichst bereits 5 cm geöffnet sein. Eine PDA im späteren Verlauf ist problematisch, da die Mutter zum Einführen des Katheters einige Minuten mit gebeugtem Rücken ruhig halten muss. Machen sich die Wehen schon in kurzen Abständen und mit heftigen Schmerzen bemerkbar, kann sich dies als schwierig bis unmöglich erweisen.

Als Nebenwirkung einer PDA kann es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall kommen. Vorsorglich kann die Flüssigkeitsmenge, die sich im Blutkreislauf der Schwangeren befindet, durch Infusion vor Einleiten des Schmerzmedikamentes erhöht werden (um ca. 500 bis 1000 ml). Hierdurch lässt sich ein plötzlicher Blutdruckabfall zwar nicht ganz vermeiden, jedoch die Häufigkeit deutlich verringern.
Ein möglicher Nachteil der PDA ist, dass die Frau ihre Blasenfunktion ggf. nicht mehr willkürlich steuern kann und somit unter der Geburt gelegentlich die Harnblase durch einen Katheter geleert werden muss.

Die Spinalanästhesie

Dieses Verfahren ist der PDA ähnlich. Es wird jedoch direkt in den Rückenmarkskanal gespritzt und die Nadel danach wieder entfernt. Dies hat den Vorteil, dass die schmerzstillende Wirkung sehr schnell eintritt. Angewandt wird diese Methode, wenn ein geplanter Kaiserschnitt durchgeführt wird oder aber wenn am Anfang der Geburt keine PDA gelegt wurde und im weiteren Verlauf der Geburt ein Kaiserschnitt notwendig wird. Die Mutter bleibt auf diese Weise auch während des Kaiserschnitts bei Bewusstsein und kann so ihr Kind sofort hören und in Empfang nehmen. Sollte ein Notkaiserschnitt erforderlich werden, so würde in fast allen Fällen eine Vollnarkose durchgeführt werden, da diese viel schneller wirksam ist, als eine Spinalanästhesie oder Periduralanästhesie.

Als Nebenwirkung wird von manchen Frauen von Kopfschmerzen nach der Geburt berichtet, was sich jedoch mit der Verwendung immer feinerer Spinalnadeln verringert hat.

Der Pudendusblock

Bei dieser Methode wird ein Betäubungsmittel in den Bereich des Sitzhöckers gespritzt und die Schmerzweiterleitung im Dammgewebe und dem äußerem Genital „geblockt". Der Pudendusblock wird vor allem im späten Geburtsverlauf angewandt. Die medikamentöse Wirkung geht nicht auf das Kind über.

KAISERSCHNITT

Der Kaiserschnitt, (lateinisch Sectio caesarea, manchmal auch nur kurz „Sectio" genannt) ist eine operative Methode, ein Kind auf die Welt zu holen. Das Baby geht dabei nicht den natürlichen Geburtsweg durch die Scheide der Mutter, sondern wird mittels Bauchschnitt durch einen Arzt aus der Gebärmutter geholt. In Deutschland werden ca. 30% der Kinder durch einen Kaiserschnitt geboren. Dies kann unterschiedliche Gründe haben.

Zum einen können schon einige Zeit vor dem Geburtstermin Gründe dafür sprechen, ein Kind durch einen geplanten Kaiserschnitt zur Welt zu bringen. Die Kaiserschnitte, die bereits vor Beginn der eigentlichen Geburt notwendig werden, werden primäre Kaiserschnitte genannt. Beispielsweise wenn die normale Geburt wegen einem Missverhältnis des Beckens und der Kindsgröße unwahrscheinlich ist bzw. Komplikationen erwarten lässt. Auch eine Querlage des Kindes, bei der eine vaginale Geburt unmöglich ist, oder wenn der Mutterkuchen vor dem Muttermund liegt (Placenta praevia) wird ein Kaiserschnitt erforderlich. Bei höhergradigen Mehrlingen (Drillinge oder mehr Kinder) ist der Kaiserschnitt meist der empfohlene Geburtsweg. Bei schweren Erkrankungen der Mutter, vorausgegangenen Operationen an der Gebärmutter, einer vorliegenden HIV-Infektion (bei der das Kind sich bei der Geburt anstecken könnte) ist ein Kaiserschnitt häufig notwendig.

Auf Seiten des Kindes kann für einen Kaiserschnitt sprechen: geringes Geburtsgewicht (z. B. durch Frühgeburt), eine Erkrankung des Ungeborenen oder eine Lage, die eine Geburt auf natürlichem Weg unmöglich macht.

Die Beckenendlage ist kein Grund, dass ein Kaiserschnitt grundlegend durchgeführt werden muss. Jedoch ist dieses eine besondere Situation, die lediglich ca. 3% aller Schwangerschaften ab der 38. Schwangerschaftswoche betrifft, so dass eine Vorstellung in der gewünschten Geburtsklinik sinnvoll ist. Hier wird die Frau untersucht und es erfolgt ein Ultraschall des Kindes. Im Anschluss werden die Geburtshelfer mit der Frau die Chancen und Risiken einer vaginalen Geburt bei Beckenendlage besprechen und eine Empfehlung geben, ob es in diesem individuellen Fall möglich erscheint. Grundlegend sollte eine sogenannte äußere Wendung in der 37. oder 38. Schwangerschaftswoche versucht werden. Hierbei gelingt es in ca. 50% der Fälle das Kind aus einer Beckenendlage in eine Schädellage zu drehen.

Im Gegensatz zum bereits erklärten primären Kaiserschnitt, kann auch während der laufenden Geburt ein Kaiserschnitt notwendig werden, wenn eine Situation auftritt, in der das Wohlergehen des Kindes oder der Mutter gefährdet ist. Diese Operation wird sekundärer Kaiserschnitt genannt. Gründe sind z. B. ein Geburtsstillstand, völlige Erschöpfung oder mangelnde Kooperation der Mutter oder Komplikationen im Geburtsverlauf (beispielsweise ein Riss der Gebärmutter oder eine vorzeitige Ablösung der Plazenta, Fieber der Mutter). Beim Kind sind konstant abfallende Herztöne, das Einklemmen der Nabelschnur und damit verbundener Gefahr des Sauerstoffmangels für das Kind oder eine Lage, die den Eintritt in den Geburtskanal unmöglich machen, Gründe, sich für einen Kaiserschnitt zu entscheiden.

In den meisten Fällen, sofern die Zeit dafür genügt, wird auch ein sekundärer Kaiserschnitt in regionaler Betäubung durchgeführt, damit die Frau das Kind sofort in Empfang nehmen kann und die gewünschte Begleitperson in vielen Fällen mit im Operationssaal anwesend sein kann.

NOTFALL-KAISERSCHNITT

Hiervon abzugrenzen ist jedoch der Notfall-Kaiserschnitt. Diese Form der Operation ist extrem selten und wird erforderlich, wenn das Leben von Mutter und/oder Kind akut gefährdet sind. In diesen Situationen ist keine Zeit für eine regionale Betäubung, da eine Vollnarkose innerhalb von 1-2 Minuten wirksam ist, und so wertvolle Zeit gespart wird.

Gründe für einen Notfallkaiserschnitt können sein:

  • schwangerschaftsbedingte schwere Erkrankung der Mutter (z. B. Eklampsie, HELLP-Syndrom),
  • vorzeitige Plazentalösung oder
  • anhaltender Abfall der kindlichen Herztöne.

Quellen

 

  • Gemeinsamer Bundesausschuss (zu Mutterschafts-Richtlinen)
  • H. Schneider, P. Husslein, K.T.M. Schneider. Die Geburtshilfe, Springer (2010)
  • Voigt F., Farrokh A., Franz C. et al., Tokolyse – Update 2016 – Der Gynäkologe, Spinger (2016)
  • Dominguez-Bello MG et al., Partial restoration of the microbiota of cesarean-born infants via vaginal microbial transfer. Nat Med (2016)

 

VERTRAULICHE GEBURT

Frauen, die ihre Schwangerschaft verheimlichen, haben große Angst sich jemandem zu offenbaren, sie sind verzweifelt und isoliert. Aber keine Frau in Deutschland muss allein bleiben mit ihrer Angst oder ihr Kind heimlich, ohne medizinische Begleitung, zur Welt bringen. Das Gesetz zum Ausbau der Hilfen für Schwangere und zur Regelung der vertraulichen Geburt hat zum Ziel den Frauen rechtssicher zu helfen -

  • durch professionelle, jederzeit auch anonyme Beratung und einfühlsame, kontinuierliche Begleitung vor und nach der Geburt
  • durch die vertrauliche Geburt, die innerhalb des Spektrums anonymer Hilfs- und Beratungsangebote, eine geschützte und medizinisch begleitete Entbindung ermöglicht und einem Kind die Chance gibt mit 16 Jahren seine Herkunft zu erfahren. Ein Grundbedürfnis eines jeden Menschen.

Das kostenlose Hilfetelefon „Schwangere in Not - anonym & sicher": 0800 40 40 020 ist rund um die Uhr erreichbar und hilft in mehreren Sprachen sowie - demnächst auch - barrierefrei weiter. Es bietet den Schwangeren erste Unterstützung und vermittelt an die lokalen Schwangerschaftsberatungsstellen weiter.

Umfassende Informationen finden Sie auf: www.geburt-vertraulich.de

Fragen und Antworten rund um die vertrauliche Geburthttps://www.geburt-vertraulich.de/vertrauliche-geburt.html#faq

FRÜH- UND FEHLGEBURT

FRÜHGEBURT

Von einer Frühgeburt spricht man, wenn das Kind vor Vollendung von 37 Schwangerschaftswochen geboren wurde (37+0) oder bei der Geburt weniger als 2500g wog.
Frühgeburten treten heute mit der gleichen Häufigkeit auf wie früher. Jedoch sind die Möglichkeiten, ein Frühgeborenes zu behandeln, um ein Vielfaches besser, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Besonders die sehr kleinen Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g profitieren erheblich von den besseren Behandlungsmethoden. Dies führt in den meisten Ländern zu einer rückläufigen Sterblichkeit von Frühgeborenen.

Prävention

Die Prävention, also Maßnahmen zur Verhinderung von Frühgeburtlichkeit, besteht in der Aufklärung und Beratung der Schwangeren über die Veränderungen in der Schwangerschaft sowie eine an den Zustand angepasste Verhaltensweise. Eine Frau, die über die normalen Vorgänge während der Schwangerschaft Kenntnis hat, wird eine bessere Möglichkeit haben, Störungen oder Ungewöhnliches zu erkennen und diese mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen.

Am Arbeitspatz gelten für Schwangere bestimmte arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben, die durch die Mutterschutzbestimmungen geregelt sind. So sind beispielsweise Nachtarbeit und das Heben schwerer Lasten, langes Stehen oder Fließbandarbeit für schwangere Frauen nicht mehr erlaubt. Aber auch die hausfrauliche Tätigkeit sowie das Freizeitverhalten müssen gegebenenfalls bei einer notwendigen Änderung der Lebensführung berücksichtigt werden.

Mögliche Anzeichen

Eine Frühgeburt kann sich durch bestimmte Anzeichen ankündigen, z. B. durch vorzeitige Wehen oder durch ein vorzeitiges Platzen der Fruchtblase (Blasensprung). Eine Frühgeburt kann jedoch auch aus krankheitsbedingtem Grund ausgelöst werden. Dabei kann es sich sowohl um Ursachen handeln, die im mütterlichen Organismus begründet liegen als auch um solche, die durch Fehlentwicklung des Fetus auftreten.

In der Mehrzahl der Fälle spielen aufsteigende Infektionen (vom mütterlichen Genitaltrakt aufwärts, also Richtung Muttermund/Gebärmutter) sowie der Zustand der Plazenta eine wesentliche Rolle. Beides kann Auslöser für vorzeitige Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung sein.

Vorzeitige Wehen, die sich von vermehrten Kontraktionen durch ihre Wirkung auf den Gebärmutterhals unterscheiden, können medikamentös unterdrückt werden. Die so genannten Wehenhemmer (Tokolytika) behandeln jedoch nicht die Ursache der vorzeitigen Wehen und verlieren nach kurzer Zeit ihre Wirksamkeit. Durch die gewonnene Zeit kann dem Kind aber die Möglichkeit gegeben werden, die notwendige Lungenreife noch vor der Geburt zu erlangen (durch Gabe von Glukokortikoiden) und die die Schwangere kann noch rechtzeitig in ein Perinatalzentrum verlegt werden.

Möglilche Folgen für das frühgeburtliche Kind

Die Grenze zur Lebensfähigkeit ist trotz aller zur Verfügung stehenden modernsten Techniken zwischen der 23. und 25. Schwangerschaftswoche erreicht. Bei Kindern die vor der 25. Woche geboren werden, besteht das Risiko von mäßigen bis schweren Behinderungen. Entscheidend ist bei der Prognose auch das Gewicht. Kinder mit weniger als 1500g Geburtsgewicht haben leider ein 200fach erhöhtes Risiko zu sterben, als Kinder mit einem Gewicht von über 2500g; überlebende Kinder haben ein zu 10mal höheres Risiko neurologische Schäden davon zu tragen. Auch Entwicklungsstörungen, Seh- und Hörschäden, Krampfanfälle und chronische Lungenprobleme treten bei den sehr kleinen Frühgeborenen häufiger auf. Ein wichtiger Faktor für die Vermeidung von Lungenproblemen ist die Entwicklung der Lungenreife des Fetus, die im Normalfall um die 24. Woche herum eintritt.
Die Versorgung der Frühgeborenen orientiert sich an einer Stellungnahme, die von einer Kommission aus Vertretern medizinischer Fachgesellschaften, einem Moraltheologen und einer Strafrechtlerin gemeinsam gestaltet wurde. Die nachfolgenden Angaben sind dieser Empfehlung sinngemäß entnommen:

  • Frühgeburt vor 22 Schwangerschaftswochen

    Kinder, die zu dieser Zeit geboren werden, sind nicht lebensfähig. Sie werden entsprechend ihrer Würde im Sterben betreut. In jedem Fall werden die Ärzte dazu angehalten, das vorgeburtlich festgestellte Schwangerschaftsalter mit dem Entwicklungszustand des Kindes zu vergleichen. Bei einer offensichtlichen Abweichung überdenken die Ärzte die vor der Geburt getroffene Entscheidung, keine lebenserhaltenden Maßnahmen zu beginnen.

  • Frühgeburt nach 22 bis 23 Schwangerschaftswochen und 6 Tagen

    Während diesem Schwangerschaftsalter steigt die Überlebenschance der Kinder erheblich von etwa 10 auf 50% an. Andererseits leiden 20-30% der überlebenden Kinder an schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Bei den geburtshilflichen Entscheidungen und den Entscheidungen zur Neugeborenenversorgung werden daher neben den kindlichen auch die mütterlichen bzw. elterlichen Interessen berücksichtigt.

  • Frühgeburt nach 24 Schwangerschaftswochen und später

    Die Überlebenschancen von Frühgeborenen dieses Alters erreichten Ende der Neunziger Jahre in Deutschland 60-80%. Bei den geburtshilflichen Entscheidungen werden neben dem mütterlichen bzw. elterlichen auch die kindlichen Interessen berücksichtigt. Bei Kindern ohne lebensbedrohliche Gesundheitsstörungen wird grundsätzlich versucht, die Lebensfunktionen zu erhalten.
    Im Hinblick auf das Lebensrecht sind Frühgeborene dieses Reifegrades Kindern jeden Alters gleichzusetzen. Ärzte sind dazu angehalten - als Garanten des Kindes - den rechtlichen und ethischen Geboten zur Lebenserhaltung zu folgen und gegebenenfalls auch gegen die Wünsche der Eltern zu handeln.

  • Frühgeborene mit angeborenen und bei der Geburt erworbenen Gesundheitsstörungen

    Bei Frühgeborenen mit schwersten angeborenen oder bei der Geburt (perinatal) erworbenen Gesundheitsstörungen, die keine Aussicht auf Besserung des Zustandes haben, wird von den Ärzten geprüft, ob im Interesse des Kindes die intensivmedizinischen Maßnahmen eingeschränkt werden sollten - auch wenn dadurch der Tod vorzeitig eintreten sollte. Dabei werden der Grad der Beeinträchtigung und die dadurch bedingten Änderungen der Lebenschance des Kindes berücksichtigt.
    Wenn abzusehen ist, dass das Kind sterben wird, werden die Eltern bei der Sterbebegleitung und der Bestattung des Kindes unterstützt.

FEHLGEBURT

Eine Fehlgeburt, auch Abort genannt, bezeichnet das verfrühte Ende einer Schwangerschaft. Der Fetus wiegt dabei unter 500g und ist außerhalb der Gebärmutter noch nicht lebensfähig. Das ist bei Feten vor Ablauf der 22. bis 24. Schwangerschaftswoche der Fall. Eine Beendigung der Schwangerschaft kann entweder willentlich vorgenommen werden (Schwangerschaftsabbruch), oder spontan geschehen. Die meisten Fehlgeburten passieren - meist unbemerkt - in den ersten 12 Schwangerschaftswochen (Frühabort), auf Grund von schwerwiegenden Chromosomenveränderungen und Fehlbildungen, Infektionen, Stress oder anderen Faktoren.

Findet eine Fehlgeburt nach der 16. Schwangerschaftswoche statt, so spricht man von einem Spätabort. In diesem Fall muss das Kind von der Mutter geboren werden. Erfolgt die Fehlgeburt in früheren Stadien, wird eine Ausschabung der Gebärmutter (Kürettage) vorgenommen, um verbliebene Plazentareste vollständig zu entfernen und Infektionen zu verhindern.

Erleidet eine Frau mehrere Fehlgeburten, sollte über eine genetische Beratung nachgedacht werden. Möglicherweise kann dabei die Ursache für die Abgänge gefunden oder eingegrenzt werden.
Eine Fehlgeburt ist für die Frau oder das Paar eine seelisch sehr belastende Situation. Vielen Frauen hilft es, sich mit anderen betroffenen Frauen in Selbsthilfegruppen auszutauschen.

Weitere Informationen zum Thema „Ein Kind verlieren“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/fehlgeburt-totgeburt/

WOCHENBETT & RÜCKBILDUNG

Das Wochenbett, auch Kindbett oder lateinisch Puerperium genannt, bezeichnet den 6- bis 8-wöchigen Zeitraum nach der Entbindung. Diese Zeit benötigt der mütterliche Organismus zur Regeneration der schwangerschafts- und geburtsbedingten Veränderungen.

Mütter müssen im Umgang mit dem Säugling die wichtigsten Handgriffe erlernen. Daneben steht die physiologische Rückbildung der körperlichen Veränderungen durch Schwangerschaft und Geburt an.

Psychische Probleme im Zusammenhang mit der Geburt

Manche Wöchnerinnen durchleben auch psychische Veränderungen oder gar ernsthafte psychische Störungen nach der Entbindung. Für viele Frauen kann eine Niederkunft nicht nur ein freudiges Ereignis sein, sondern auch den Beginn von psychischen Problemen darstellen.

Etwa 10 - 15% der Wöchnerinnen erleben eine so genannte Wochenbettdepression bzw. postnatale Depression. Bei etwa 1 bis 2 von 1000 Geburten kann es bei der Mutter zu einer so genannten Wochenbettpsychose kommen. Weniger problematisch ist der so genannte Baby-Blues - ein Stimmungstief, dass meist wenige Tage nach der Niederkunft auftritt und nach kurzer Zeit wieder vergeht.

RÜCKBILDUNG

In den Tagen nach der Geburt kommt es häufig noch zu Nachwehen, also Kontraktionen der Gebärmutter. Diese dienen der Rückbildung des Uterus und werden besonders durch das Stillen und den damit verbundenen Ausstoß des Hormons Oxytocin unterstützt. Die Kontraktionen werden unterschiedlich schmerzhaft empfunden; besonders Mehrgebärende erleben diese Wochenbettwehen als sehr schmerzhaft.

Der so genannte Wochenfluss, also die Ausschwemmung von abgestorbenem Material und Wundgewebe aus der Gebärmutter, hält ca. 6 Wochen an. Zu Beginn ist der Ausfluss noch blutig (3 bis 5 Tage), danach einige Tage bräunlich, dann schmutzig-gelblich und nach ungefähr 3 Wochen grau-weißlich. Der Geruch ist fade und nicht übelriechend. Regelmäßiges Händewaschen sollte aus hygienischen Gründen selbstverständlich sein.

Die Muskeln des Unterleibes sind nach der Schwangerschaft noch schlaff und benötigen einige Monate, bis sie wieder in ihre alte Form zurückkehren. Die so genannte Rückbildungsgymnastik fördert die Rückbildung der inneren Organe und bringt die überdehnten Muskeln, insbesondere die Bauch- und Beinmuskulatur, wieder in Form. Beginnen Sie langsam mit leichten Übungen und übertreiben Sie nicht.
Bei einem Kaiserschnitt sollten Sie etwas länger warten. Verzichten Sie 4 bis 6 Wochen auf körperliche Anstrengung, insbesondere auf Beanspruchung der Bauchmuskulatur. Nach einem Dammschnitt (Episiotomie) sollten Sie ebenfalls warten, bis die Naht verheilt ist. Bei einer normalen Geburt kann man bereits wenige Tage nach der Geburt beginnen, die Beckenbodenmuskulatur  zu trainieren. Das hilft, die Scheidenmuskulatur zu straffen und regt die Verdauung an.

Nach der Geburt treten häufig Probleme in Zusammenhang mit dem Beckenboden auf. So können beispielsweise manche Frauen das Wasser nicht mehr vollständig zurückhalten (Inkontinenz); besonders beim Lachen, Husten oder Niesen gehen kleine Mengen Urin ungewollt ab (Stessinkontinenz). Andere wiederum haben Schwierigkeiten mit dem Wasserlassen. Das verliert sich meist nach einiger Zeit wieder, und kann mit entsprechenden Übungen beschleunigt werden.

Frauen sollten sich nicht wundern, wenn sie auch nach der Geburt noch aussehen, als wären Sie im sechsten Monat schwanger. Dazu trägt, neben der erschlafften Bauchmuskulatur in den ersten Tagen und Wochen noch die vergrößerte Gebärmutter bei. Die Rückbildung der Gebärmutter ist ein Prozess und kann mittels Tastuntersuchung kontrolliert werden. Der Stand des Gebärmutterfundus sollte sich direkt nach der Geburt 1 bis 2 Querfinger (QF) unterhalb des Nabels befinden, am 1. Tag nach der Geburt 1 QF oberhalb, am 5. Tag zwischen Nabel und Symphyse und 10 Tage nach der Geburt knapp oberhalb der Symphyse.

STILLEN

Muttermilch - Für Kinder das beste Fast Food der Welt

Stillen, die natürliche Versorgung des Säuglings mit Muttermilch aus der Brust, verbindet zwei elementare Vorzüge: Die bestmögliche Ernährung des Babys in den ersten Lebensmonaten mit dem Aufbau einer besonders innigen Beziehung zwischen Mutter und Kind. Stillen soll nicht nur „den Hunger stillen", sondern außerdem das Bedürfnis nach Wärme und Zuneigung.

Eine Mutter ist mit dem Stillen räumlich und zeitlich ungebunden. Die Muttermilch ist kostenlos, immer richtig temperiert und dem Nahrungsbedarf des Kindes angepasst. Die notwendigen hygienischen Vorkehrungen, die bei einer Herstellung und Lagerung von Flaschenmilch erforderlich sind, entfallen, was insbesondere in warmen Ländern von größter Bedeutung ist. Das Schlafen wird durch das Stillen weniger gestört.

Das Baby wird mit dem Stillen vor Krankheitserregern und späteren Allergien geschützt. Es erhält die Chance auf eine optimale Gewichtsentwicklung, die den Grundstein für das ganze Leben legt.
Weder die Figur einer Frau noch die Größe ihrer Brust hat Einfluss auf die Stillfähigkeit, sondern allein die Beschaffenheit des Brustgewebes. Lediglich stark unterernährte Frauen können unter einer geringeren Milchproduktion leiden.

AKTUELLE EMPFEHLUNG ZUR STILLDAUER

Muttermilch ist die beste Nahrung für nahezu alle Säuglinge. Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge die physiologische Ernährung. Ab wann ein Säugling zusätzlich Beikost benötigt, ergibt sich individuell in Abhängigkeit vom Gedeihen und der Essfähigkeit des Kindes. Beikost sollte in der Regel nicht später als zu Beginn des siebten Lebensmonats und keinesfalls vor dem Beginn des fünften Monats gegeben werden. Einführung von Beikost bedeutet nicht Abstillen, sondern eine langsame Verminderung der Muttermilchmengen und Stillmahlzeiten in individuellem Tempo. Mutter und Kind bestimmen gemeinsam, wann abgestillt wird. Wenn sechsmonatiges ausschließliches Stillen für die Mutter nicht durchführbar ist, sollte dies keinesfalls ein Grund sein, gar nicht erst mit dem Stillen zu beginnen. Auch kürzeres ausschließliches Stillen oder teilweises Stillen nutzen dem Kind und sind erfreulich für Mutter und Kind. Diese Empfehlungen geben einen Rahmen vor. Sie sollten nicht schematisch angewendet werden.

Die Empfehlungen zur Allergieprävention haben in der Vergangenheit zu Diskussionen und zur Verwirrung geführt, weil sie sich im Laufe der Jahre aufgrund wissenschaftlicher Studienergebnisse teilweise verändert haben. Nach der 2014 erstellten S3-Leitlinie der wissenschaftlichen Fachgesellschaften zur Allergieprävention ist die oben genannte Empfehlung zur Stilldauer sinnvoll.

Hinsichtlich der Prävention von Allergien gilt:

Die Mutter muss ihrem Baby, das eine Beikost verlangt, diese nicht verweigern, weil sie glaubt, es so vor Allergien schützen zu können. Dafür gibt es keinen Anhalt. Für Babys von Müttern, die selbst von Allergien betroffen sind, bewirkt die Beikosteinführung zu Beginn des 5. Lebensmonats möglicherweise eine Verringerung des Allergierisikos.

Teilstillen während der Beikosteinführung hat einen wichtigen allergieschützenden Effekt.
Weder das Meiden bestimmter Lebensmittel im 1. Lebensjahr, noch die gezielte Gabe bestimmter Lebensmittel vor Beginn des 5. Lebensmonats schützt vor Allergien.

Fisch soll nicht, wie früher empfohlen, als Beikost im 1. Lebensjahr gemieden werden, sondern im Gegenteil auch als Beikost eingeführt werden, weil es einen allergiepräventiven Effekt hat.

ZUFÜTTERN WÄHREND DER STILLZEIT

Nach heutigen Erkenntnissen hat eine Zufütterung von Neugeborenen in den ersten Lebenstagen ohne medizinischen Grund negative Auswirkungen auf seinen Stoffwechsel. Babys Stoffwechsel sowie Energie- und Wasserhaushalt sind durch einen ausgeklügelten Hormonhaushalt so geregelt, dass es mit der Muttermilch (Vormilch) sowie den Energiereserven, die in Leber und Fettgewebe während der letzten Schwangerschaftswochen gespeichert wurden, völlig auskommt. Auch wenn manche Eltern den natürlichen Gewichtsverlust in der ersten Zeit nach der Geburt mit Sorge betrachten, stört das Zufüttern, beispielsweise von Tee, Zuckerlösungen oder Säuglingsnahrung, dieses natürliche Gleichgewicht.

Als Richtwerte für eine gesunde Gewichtsentwicklung gelten:

  • Bis zu 7% Gewichtsverlust in den ersten 3 Tagen ist normal.
  • Innerhalb von 10 Tagen wird das Geburtsgewicht wieder erreicht.
  • Im 1. und 2. Lebensmonat nimmt der Säugling wöchentlich 170 bis 330 g zu, im 3. und 4. Lebensmonat wöchentlich 110g bis 330g zu, wobei die Gewichtsentwicklung von Säugling zu Säugling sehr unterschiedlich ist.
  • Nach 3 bis 5 Monaten wird das Gewicht verdoppelt, gegen Ende des 1. Lebensjahres verdreifacht.

Ist der Gewichtsverlust in den ersten Lebenstagen größer, muss das Stillverhalten überprüft und korrigiert werden. Ein Gewichtsverlust von 10 % oder mehr in den ersten Lebenstagen, Gelbsucht, Dehydratationszeichen (wie schlaffe Haut, wenig Urin oder Stuhl) oder Krankheitssymptome erfordern bereits eine Therapie, z.B. Zufüttern von abgepumpter Muttermilch oder einer Säuglingsanfangsnahrung.

Kranke Säuglinge, unreife Frühgeborene oder stark Untergewichtige unterliegen anderen Regeln und eine Zufütterung kann aus medizinischer Sicht notwendig sein. Die Entscheidung über etwaiges Zufüttern sollte die Mutter in jedem Fall ihrer Ärztin/ ihrem Arzt überlassen.

NICHT STILLEN WOLLEN…

Manche Mütter können die intensive Nähe beim Stillen schwer ertragen. Mütter sollten stillen, solange sich alle Beteiligten wohl in ihrer Rolle fühlen.

Trotz aller Vorteile muss jede Frau für sich individuell wissen, ob sie stillen möchte. Jede Halbherzigkeit gefährdet das Abenteuer Stillen; gefragt sind ein gutes Selbstwertgefühl, Ruhe, Ausdauer, die Bereitschaft zu einer zeitlich begrenzten Abhängigkeit und ein unterstützendes Umfeld. Belohnt wird man mit einer besonders intensiven Nähe zu seinem Kind, die einzigartig ist, aber nicht von allen Müttern gut ertragen werden kann. Daher sollte man sich bereits während der Schwangerschaft informieren und entscheiden. Eine schnelle Rückkehr in den Beruf bei hohem zeitlichem Engagement kann beispielsweise bei manchen Frauen gegen das Stillen sprechen, muss es aber nicht. 

Möchte eine Mutter absolut nicht stillen, sollte sie rechtzeitig mit ihrer Ärztin/ ihrem Arzt besprechen, wie die Milchbildung unterdrückt werden kann. In den ersten 1 bis 2 Stunden unmittelbar nach der Geburt sind trotzdem neben dem Haut-zu-Haut-Kontakt auf dem Bauch der Mutter auch das Andocken und Saugen des Kindes an der Brust zu empfehlen. Das Baby kommt damit in den Genuss der wertvollen Vormilch mit ihren vielen Immunstoffen und die Mutter-Kind-Bindung wird so optimal gefördert, ohne die gewünschte Unterdrückung der Milchbildung zu beeinträchtigen.

 

ERNÄHRUNG DER MUTTER WÄHREND DER STILLZEIT

Zu den unentbehrlichen Nahrungsmitteln während der Stillzeit gehören eiweiß-, vitamin- und mineralstoffhaltige Produkte aus Milch und Vollkorn, frisches Obst und Gemüse.

Eine spezielle Diät während der Stillzeit ist nicht notwendig. Allerdings sollten sich stillende Mütter gesund, abwechslungsreich und ausgewogen ernähren, damit ihr Kind ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Als gesund gilt grundsätzlich, was für alle Frauen im gebärfähigen Alter gut ist. Stillen ist schwere körperliche Arbeit, so dass es zu einem erhöhten Energiemehrbedarf der Mutter von 630 kcal pro Tag  kommt. Es ist trotzdem wichtig, nur seinem Hungergefühl zu folgen und nicht rein vorsorglich mehr zu sich zu nehmen. Unterernährung, aber auch Überernährung der Mutter verringert die Milchproduktion und sollten vermieden werden. Das Körpergewicht sollte in der Stillzeit nur langsam und nicht mehr als 2 kg pro Monat verringert werden.

Zu den unentbehrlichen Nahrungsmitteln gehören eiweiß-, vitamin- und mineralstoffhaltige Produkte aus Milch und Vollkorn, frisches Obst und Gemüse. Basierend auf aktuellen Forschungsergebnissen empfiehlt die European Food Standard Agency (EFSA) darüber hinaus zwei Portionen fetthaltigen Seefisch, d.h. Makrele, Lachs, Hering, pro Woche zu essen. Die hierin in hohem Maß enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie Omega-3- oder Omega-6-Fettsäure beeinflussen das zentrale Nervensystem, Hirn, Leber, die Augennetzhaut sowie das Immunsystem des Säuglings positiv.
Dreimal in der Woche sollten fettarmes Fleisch oder Fleischwaren auf dem Speisezettel stehen. Sie liefern Proteine, Zink, Eisen und B-Vitamine.

Nach aktuellen Erkenntnissen ist es nicht nötig, in der Stillzeit zur Vermeidung von Blähungen des Babys auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten. Wenn es doch einmal vorkommt, dass das Baby auf ein Nahrungsmittel reagiert, muss man einfach ausprobieren, was ihm besser bekommt: Die Gemüsesorten Möhren, Brokkoli, Fenchel und Spinat sowie die Obstsorten Apfel, Bananen, Trauben, Aprikosen und Mango werden meist gut aufgenommen. Hülsenfrüchte, Knoblauch, Zwiebeln und Kohlgemüse können im Einzelfall zu Blähungen führen, so dass sie, wenn das der Fall ist, gemieden werden sollten.

Den späteren Geschmack des Kindes kann man bereits beim Stillen ein wenig beeinflussen. Kinder essen bestimmte Obst- und Gemüsesorten lieber, wenn die Mutter diese bereits während der Stillzeit häufiger zu sich genommen hat.

Trinken hat keine Auswirkung auf die Milchmenge. Trotzdem sollte jede stillende Mutter auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von 2 bis 2,5 Litern pro Tag achten. Am besten nimmt sie zu jeder Stillmahlzeit ein Glas Wasser zu sich. Hierfür bieten sich vor allem stilles oder kohlsäurearmes Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- und Früchtetees, Säfte bzw. Schorlen aus säurearmen Früchten an. Bei Kaffee (möglichst entkoffeiniert) oder schwarzem Tee sollte man sich auf ein bis zwei Tassen am Vormittag direkt nach dem Stillen beschränken.

Die vorsorgliche Einnahme von Vitaminen, Fluorid oder Jod sollte in Abstimmung mit dem Arzt erfolgen.

Reine Vegetarierinnen und Veganerinnen (Verzicht auf jegliche Lebensmittel tierischer Herkunft) sollten sich von ihrer Gynäkologin/ ihrem Gynäkologen hinsichtlich der richtigen Ernährung während der Stillzeit unbedingt schon in der Schwangerschaft beraten lassen. In diesen Fällen ist manchmal die zusätzliche Einnahme von Nährstoffen oder eine sehr gezielte Lebensmittelauswahl erforderlich.
Bei Vegetarierinnen, die auf Fleisch verzichten, aber Milch zu sich nehmen, ist Eisen ein kritischer Faktor, da es am besten über das Fleisch aufgenommen wird.

Jahrelange strenge Veganerinnen leiden oftmals unter einem Vitamin B12-Mangel. Kann dieses Vitamin mit der Muttermilch somit nicht weitergegeben werden, sind bleibende neurologische Schäden bei dem Säugling zu befürchten.

STILLEN UND RAUCHEN

Nicht nur während der Schwangerschaft, auch in der Stillzeit sollte unbedingt auf das Rauchen verzichtet werden. Die schädlichen Inhaltsstoffe gehen in die Muttermilch über. Nikotin ist beispielsweise mehr als 1,5 Stunden nach der letzten Zigarette noch in der Milch nachweisbar. Bei starken Raucherinnen, d.h. ab 10 bis 15 Zigaretten täglich, vermindert sich die Milchproduktion und der Milcheinschuss erfolgt verspätet. Es wurde ein reduziertes Saugvermögen, Unruhe, Erbrechen sowie Koliken bei Kindern von Raucherinnen beobachtet. Meistens entwickelt sich der Säugling verzögert, das Risiko von Atemwegserkrankungen ist erhöht.

Letztlich muss bedacht werden, dass Rauchen einen erhöhten Vitaminbedarf erfordert, da dem Körper viele Vitamine zur Entgiftung entzogen werden.

Falls auf das Rauchen nicht verzichtet werden kann, sollte zumindest wenig und nie in der Nähe des Babys geraucht werden. Das gilt selbstverständlich für jeden Raucher in der Familie. Stillen ist trotzdem zu empfehlen. Vor dem Stillen sollte die Mutter jeweils eine Rauchpause einlegen.
Wegen einer erhöhten Gefahr des plötzlichen Kindstodes sollten Babys von rauchenden Eltern nicht im Bett zusammen mit den Eltern schlafen.

STILLEN UND ALKOHOL

Ähnlich verhält es sich mit dem Konsum von Alkohol, dessen Inhaltsstoffe ebenfalls in der Muttermilch nachzuweisen sind. Schon kleine Alkoholmengen beeinflussen den Such-, Saug- und Schluckreflex und schaden dem Baby. Während der Stillzeit sollte daher konsequent auf den Genuss von Alkohol verzichtet werden. Falls überhaupt, darf er nur in sehr geringen Mengen und direkt nach dem Stillen getrunken werden. So besteht die Chance, dass der Alkohol bis zum nächsten Stillen wieder abgebaut ist und nicht über die Milch an das Kind weitergegeben wird. Babys von Eltern, die Alkohol getrunken haben, sollten wegen der erhöhten Gefahr des plötzlichen Kindstodes nicht im Bett zusammen mit den Eltern schlafen

 

STILLEN UND EMPFÄNGNISVERHÜTUNG

Anti-Baby-Pille und Kondom
Ohne Verhütung kann man in der Stillzeit möglicherweise rasch wieder schwanger werden. Der erste Regelzyklus setzt etwa in der 30. Woche nach der Geburt wieder ein.

Auch wenn das Hormon Prolaktin nicht nur die Milchbildung aufrecht hält, sondern gleichzeitig Eisprung und Menstruation hemmt, kann dieser natürliche Prozess nicht als ausreichender Schutz vor einer Schwangerschaft gesehen werden. Grundsätzlich steigt zwar die Chance auf eine natürliche Verhütung je konsequenter gestillt wird, dennoch ist ein Eisprung nicht auszuschließen.

Neben Kondomen oder einer Spirale kann während der Stillzeit auf Anti-Baby-Pillen mit ausschließlichem Gestagengehalt (Minipille) zurückgegriffen werden.

Kombinationspräparate, die Östrogene enthalten, müssen vermieden werden. Östrogene verringern die Milchproduktion, können die Qualität der Milch negativ beeinflussen und gehen auf den Säugling über. Gestagenhaltige Anti-Baby-Pillen oder Depot-Präparate beeinträchtigen hingegen nicht die Milchsekretion oder deren Qualität.

Bei stillenden Frauen setzt der erste Regelzyklus etwa in der 30. Woche nach der Geburt wieder ein. Beim Abstillen ist nach 4 bis 6 Wochen mit dem Eintreten der ersten Regelblutung zu rechnen. Wird nicht gestillt, beginnt die Menstruation meist in der 6. bis 10. Woche nach der Geburt wieder.

PROBLEME BEIM STILLEN

Stillprobleme können Gründe für ein vorzeitiges Abstillen sein. Betroffene Frauen sollten sich zeitnah an ihren Frauenarzt wenden oder eine Stillberaterin oder Hebamme um Rat fragen.

MILCHMANGEL - ZU WENIG MILCH

Milchmangel ist einer der Hauptgründe, die Frauen dazu bewegen, abzustillen.

Zu wenig Milch für das Kind bilden zu können ist einer der Hauptgründe, die Frauen bewegen, abzustillen. Wenn das Grundbedürfnis des Kindes nicht erfüllt werden kann, fühlen sich Frauen unwohl und inkompetent in ihrer neuen Rolle und geben ohne Unterstützung und Klärung der Ursachen dann das Ziel ihr Kind mit Muttermilch zu ernähren auf. Nicht selten jedoch ist es nur ein scheinbarer Milchmangel, der Frauen zum Abstillen bringt.

Oftmals besteht ein Informationsdefizit hinsichtlich eines normalen Stillverhaltens oder der richtigen Stilltechnik. Ein gutes Gedeihen bei ausreichender Milchproduktion ist erkennbar am häufigen Stillen (mindestens 8 bis 12 Mal in 24 Stunden), daran, dass die Brust nach dem Stillen weicher ist, an mindestens  6 nassen Windeln in 24 Stunden ab dem 4. Tag nach der Geburt, an 3 bis 4 Mal Stuhlgang pro 24 Stunden in den ersten 4 Wochen nach der Geburt und an der ausreichenden Gewichtsentwicklung (s.o.). Außerdem wirkt das Baby aufgeweckt mit gutem Muskeltonus und glatter Haut. Satte Kinder können Unruhe zeigen, Ursache dafür sind häufig Reizüberflutung und keine Möglichkeit, sich an das Leben zu adaptieren.

Zu beachten sind auch die Wachstumsschübe im Alter von etwa 2 bis 3 Wochen, von 6 Wochen und von 3 Monaten. In dieser Zeit stillt das Baby oft plötzlich häufiger als vorher, so dass sich die mütterliche Milchproduktion anpasst. Außerdem stillen Babys manchmal gern häufig in kurzer Zeit („Clusterfeeding"), z.B. wenn das Baby nach der Arbeit bei der Mutter ist, und vor allem abends.
Reglementierte Stillzeiten, kein nächtliches Stillen, zu lange Pausen, zusätzliche Gabe von Flüssigkeiten, Tee oder Säuglingsnahrung, eine falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme des Kindes können Ursache für eine zu geringe Milchbildung sein. In manchen Fällen führen anatomische Fehlstellungen im Kieferbereich, z.B. ein stark verkürztes Zungenbändchen, dazu, dass der Säugling nicht richtig saugen kann, so dass das Zungenbänchen durchtrennt werden muss - ein einfacher Eingriff, den in der Regel ein Kinderarzt durchführen kann.

Seltener sind ein komplikationsreicher Geburtsverlauf, ein Ernährungsdefizit der Frau, Medikamenteneinnahme oder eine Krankheit des Kindes der Grund für zu wenig Milch. Auch mangelnde Ruhezeiten oder Lärmbelastung (TV, Familienlärm etc.) während des Stillvorgangs können ursächlich sein.

Zunächst sollte man gemeinsam mit der Gynäkologin/ dem Gynäkologen, der betreuenden Hebamme und der Stillberaterin die Ursache für den Milchmangel ergründen, um gezielt Abhilfe schaffen zu können. Vielleicht hilft bereits die Erhöhung der Stillfrequenz - ggf. mittels Milchpumpe-, die Verlängerung der Stillzeiten oder eine Änderung der Stillposition.

Als milchbildende Mittel gelten Bockshornkleesamen (Phenum Grecum), Malzbier, Geißraute Tee, Nahrung mit hohem Kohlenhydrat- und Vitamin B-Gehalt (z.B. Vollkorngetreideprodukte, Kartoffeln) sowie Oleum Laktagogum zum Einreiben der Brüste. Homöopathische Mittel können ebenfalls helfen.

INITIALE BRUSTDRÜSENSCHWELLUNG

Schmerzhafter Milchstau oder wunde Brustwarzen: Am Anfang können beim Stillen oft Schwierigkeiten auftreten, die sich aber meist gut in den Griff bekommen lassen.

Eine initiale Brustdrüsenschwellung tritt meist in den ersten Tagen nach der Geburt auf. Ursache hierfür ist vermutlich eine Störung im Bildungsprozess zur reifen Muttermilch, auch Galaktogenese II genannt. Fehlendes frühes, zu kurzes (zeitlich begrenztes) und seltenes Anlegen sowie frühes Zufüttern sind als weitere Faktoren bekannt, deren Vermeidung eine wichtige Prophylaxe für Probleme bei der initialen Brustdrüsenschwellung darstellt. Außerdem neigen Mütter mit Brustimplantaten zu diesem Problem.
Wenn die Milchbläschen (Alveolen) nicht entleert werden, kann es zu einem Stau im Brustgewebe kommen, der zu ödematösen Schwellungen der Brustwarze bzw. der gesamten Brust führen kann. Der Warzenhof ist flach ausgezogen, die Brust ist gerötet und es findet kein Milchfluss statt. Gelegentlich tritt kurzzeitig Fieber auf.

Abhilfe schafft eine Kühlung mit Coolpacks (nur mit Unterlage auf die Haut legen!), Quarkauflagen (unter Freihaltung des Warzenhofs) oder Weißkohlauflagen. Mit einer vorsichtigen Lymphmassage in Richtung der Lymphabflusswege (Reverse- Pressure- Softening Methode) kann die Schwellung besonders im Bereich des Warzenvorhofs verringert werden. Dies ist wichtig, weil das Baby sonst nur schlecht an der Brust saugen kann. Die Massagen sollten nur nach Anleitung durch eine darin erfahrene Person erfolgen, da sonst z.B. durch zu viel Druckanwendung Schaden angerichtet werden kann! Die regelmäßige Entleerung der Brust möglichst durch das Baby ist unbedingt erforderlich, um die weitere Milchbildung und die Abschwellung des Brustgewebes zu erreichen.

MILCHSTAU

Milchstau kann während der ganzen Stillzeit auftreten, vor allem aber in den ersten drei Wochen.
Als Ursachen sind bekannt:

  • Ein fehlender Milchspendereflex, beispielsweise durch Stress oder Schlafentzug
  • Eine mechanische Behinderung bei der Entleerung, meist durch Stöße oder Druck auf einzelne Milchgänge bzw. Verstopfung der Milchgänge. Hierfür reicht ein zu enger Still-BH, ein einschnürender Rucksack bzw. einschnürendes Tragetuch.
  • Manchmal wird die Brust durch eine falsche Technik oder zu seltenes / zu kurzes Anlegen nicht vollständig entleert.
  • Äußerst selten: eine übermäßige Milchproduktion.

In Folge des Milchstaus kommt es zu schmerzhaften Schwellungen und Rötungen der Brust, in einzelnen oder mehreren Bereichen, die gelegentlich mit Fieber (Milchfieber) einhergehen.

Auch bei dem Milchstau ist die Vermeidung der eigentlichen Erkrankung die wesentliche Maßnahme. So führen die korrekte Anlegetechnik, das Stillen nach Bedarf sowie das Erlernen von Entspannungstechniken zu einer nachweisbaren Reduktion der Häufigkeit eines Milchstaus.

Die Behandlung hat das Ziel, die Brust möglichst häufig und vollständig zu entleeren. Nach Anwendung von feuchter Wärme wird das Kind angelegt, möglichst mit dem Kinn im Bereich des gestauten Bezirkes. Wenn das nicht möglich ist, wird die Milch abgepumpt 5 bzw. 10 Minuten nach Auslösung des Milchspendereflexes z.B. durch eine Massage nach Plata-Rueda. Der Abfluss der Milch aus dem gestauten Bereich wird nötigenfalls durch Öffnen des verstopften Milchgangs an der Brustwarze mit Hilfe einer sterilen Kanüle ermöglicht oder durch sanftes Ausstreichen. Dies sollte nur eine darin erfahrene Person durchführen, da bei Anwendung von zu viel Druck die Gefahr einer Brustgewebeschädigung mit nachfolgender Abszessbildung besteht! Vorab wird meist ein Schmerzmittel, ggf. mit entzündungshemmender Wirkung, gegeben. Kühlen in den Anlegepausen kann ebenso hilfreich sein wie die Anwendung homöopathischer und pflanzlicher Mittel sowie von Akupunktur.

INFEKTIÖSE BRUSTDRÜSENENTZÜNDUNG

Diese Erkrankung tritt zu 98% in den ersten drei Monaten nach der Geburt, vor allem in der zweiten bis dritten Woche auf.

Ganz überwiegend wird die Entzündung durch den bakteriellen Erreger Staphylococcus aureus verursacht, der durch kleinste Verletzungen an den Brustwarzen eintritt. Das Bakterium wird in der Regel aus dem Rachen- oder Nasenraum anderer Personen durch mangelnde Händehygiene übertragen. Die Mutter ist seltener die Überträgerin ihrer Keime, da sie dem Kind vor der Geburt ihre spezifischen Antikörper als Nestschutz überträgt. Außerdem ist dies mit der abwehrstärkenden Eigenschaft der Muttermilch zu erklären.

In seltenen Fällen bieten Pilzinfektionen an den Brustwarzen einen Nährboden für Entzündungen.
Symptome sind schmerzhafte, gerötete und überwärmte Gebiete der Brust, Fieber und Abgeschlagenheit.

Therapiert wird mit Bettruhe, ausreichender Flüssigkeitszufuhr für die Mutter sowie unterstützenden Maßnahmen wie bei einem Milchstau, um die Brust vollständig zu entleeren. Es ist wichtig zu wissen, dass eine Veränderung der Flüssigkeitsmenge, die die Mutter trinkt, nicht die gebildete Milchmenge beeinflusst. Eine Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr in der Vorstellung, so die Milchmenge und damit die Brustschwellung zu reduzieren, ist falsch.

Außerdem ist meist die Gabe von (entzündungshemmenden) Schmerzmitteln und Antibiotika, die vor allem gegen Staphylococcen wirksam sind, über mindestens 7 bis 10 Tage angezeigt.
In sehr seltenen Fällen, z.B. bei einer akuten beidseitigen Entzündung, kann eine kurze Stillpause unter Abpumpen und Entsorgen der Muttermilch, erwogen werden. Vollständiges und abruptes Abstillen erhöht dagegen die Gefahr von Stauungen. Die Keime sind in der Regel bei Diagnosestellung bereits auf das Baby übertragen und meist unkritisch. 

ABSZESS DER BRUST

Bei etwa 4 bis 11% der Frauen mit einer Mastitis entsteht ein Abszess. Meistens sind diese oberflächlich und in der Nähe der Brustwarze zu finden. Gelegentlich sind tiefer gelegene Bereiche betroffen, was durch eine Sonografie recht gut diagnostizierbar ist.

Therapie der Wahl ist in der Regel die Entleerung der Abszesshöhle mittels einer Punktion unter lokaler Betäubung, die meist mehrfach wiederholt werden muss. Außerdem wird ein staphylococcenwirksames Antibiotikum über mindestens   10 Tage gegeben.

In schweren Fällen erfolgt eine Operation unter Vollnarkose, bei der die Abszesshöhle gespalten und entleert wird, um alle Abszesskammern zu zerstören. Danach erfolgt eine tägliche Spülung mit steriler Kochsalzlösung für kurze Zeit. Eine begleitende Antibiotikatherapie entsprechend der Resistenzprüfung der ursächlichen Keime zur Behandlung des umliegenden Brustdrüsengewebes ist zu empfehlen bis zum Verschwinden der Entzündungszeichen.

Wenn es möglich ist, erfolgen die Eingriffe so, dass weiter gestillt werden kann.

WUNDE BRUSTWARZEN

Ein Drittel der stillenden Frauen klagt über wunde Brustwarzen

30% der stillenden Frauen klagen über wunde Brustwarzen. Zu Beginn der Stillzeit sind die Brustwarzen empfindlich, was auf die neue mechanische Belastung des Gewebes zurückzuführen ist. Nach einiger Zeit wird das Gewebe elastischer und der Milchspendereflex setzt rascher ein, so dass die Sensibilität wieder sinkt.

Bestehen Schmerzen zusammen mit Rötungen, Schwellungen, Hautabschürfungen oder anderen kleinen Hautveränderungen, sollte der Ursache auf den Grund gegangen werden, denn Verletzungen der Haut können zu einer infektiösen Brustentzündung führen.

Meist ist falsches Positionieren und nicht korrektes Saugen des Kindes für die Irritation der Brustwarzen verantwortlich. Liegt das Kind falsch, verformt es mit seinem Mund die Brustwarze und klemmt sie im Kiefer ein. Manchmal führen anatomische Besonderheiten bei der Mutter (z.B. Hohlwarzen) oder dem kindlichen Gaumen zu falscher Saugtechnik. Letztlich kann abruptes Lösen des Kindes von der Brust zu einer Schädigung führen.

Sehr selten sind wunde Brustwarzen bei Müttern mit depressiver Stimmung oder unsicherem Stillwunsch zu finden, die auf ein psychosomatisches Problem hindeuten.

Die einzige Vorsorge und Therapie besteht in korrektem Positionieren und Abnehmen des Babys von Anfang an. Häufiges Wechseln der Position belastet das Gewebe gleichmäßig. Stillhütchen sollten nur in sehr begrenzten Fällen eingesetzt werden, beispielsweise wenn die Brustwarze so verletzt ist, dass Stillen anderenfalls überhaupt nicht möglich wäre. Stillhütchen senken die Milchabgabe und können das Saugverhalten des Säuglings irritieren.

  • Wunde Brustwarzen, die mit einer Infektion einhergehen, müssen ggf. medikamentös behandelt werden.
  • Mit einer lokalen Behandlung kann man den Heilungsprozess unterstützen: 
  • Händedesinfektion und Reinigung der Brustwarze mit pH-neutraler Seifenlösung
  • Einen Tropfen Hintermilch auf der Brustwarze antrocknen lassen.
  • Förderung der feuchten Wundheilung durch einen Salbenverband mit hochgereinigtem Lanolin oder Multimam-Kompressen.
  • Keine anderen Salben auftragen. Sie könnten das Brustgewebe oder sogar das Kind schädigen, das gilt besonders für Paraffin haltige Mittel.
  • Trockene saubere Stilleinlagen verwenden.
  • Kühles Wasser kann nach dem Stillvorgang die Beschwerden lindern.

Bei sehr heftigen Schmerzen ist eine Anlegepause auf der betroffenen Seite denkbar. In diesem Fall ist es wichtig, die Brust so häufig - wie sonst gestillt wurde - manuell oder durch Pumpen zu leeren. Bluthaltige Milch ist kein Grund für eine Stillpause. Bei der Verwendung von Pumpen und Stillhilfen ist zu beachten, dass auch diese, unkorrekt positioniert, das Brustwarzen- und Warzenvorhofgewebe beschädigen können. Saugtraining unterstützt das Kind beim korrekten Saugen (z.B. den Mund weit genug zu öffnen und nicht auf der Brustwarze zu kauen).

PILZINFEKTION DER BRUST - BRUSTSOOR IN DER STILLZEIT

Der Pilz Candida albicans kann in der Stillzeit mütterliche Brustwarze und –vorhof befallen und eventuell die kindliche Mundschleimhaut. Diese Infektion ist relativ einfach am Erscheinungsbild zu diagnostizieren. Eine lokale Behandlung der Pilzinfektion ist gut durchführbar, ohne dass das Stillen unterbrochen werden muss.

Deutlich schwieriger ist die Diagnose, wenn Candida die Milchgänge befallen hat. Bis heute gibt es keinen verlässlichen Nachweis des Erregers in der Muttermilch, so dass diese Infektion nur anhand der Beschwerden vermutet werden kann:

  • Brennende, stechende Schmerzen, die von der Brustwarze ausstrahlend durch die Brust und teilweise bis in den Rücken ziehen
  • Die Schmerzen treten besonders in Verbindung mit dem einsetzenden Milchspendereflex auf und können nach dem Stillen Minuten bis Stunden anhalten (die Differentialdiagnose Vasospasmus der Brustwarze ist zu beachten!)
  • Äußerlich oft unauffällige Brustwarze- und -vorhof, manchmal dezente Symptome wie bei oberflächlicher Soor-Infektion

Nach Ausschluss aller anderen Ursachen für die Beschwerden ist eine systemische Behandlung mit einem pilzabtötenden Mittel zu empfehlen, wobei auch während dieser Behandlung weitergestillt werden darf.

ABSTILLEN

Väter können ihre Partnerin beim Abstillen entlasten und dem Kind eine sanfte Entwöhnung von der Brust erleichtern

Frauen können ihr Baby stillen, solange sie sich wohl dabei fühlen. Die Nationale Stillkommission empfiehlt ausschließliches Stillen während der ersten sechs Monate. Aber auch teilweises oder kürzeres Stillen ist aus heutiger Sicht besser als gar nicht zu stillen.

Frühestens zu Beginn des 5. Monats, spätestens mit Beginn des 7. Lebensmonats sollte Beikost gegeben werden. Bei dem richtigen Zeitpunkt sollte man sich von der Entwicklung des Kindes leiten lassen. Die Stillmahlzeiten sind gleichzeitig nur langsam zu verringern, weil Teilstillen bei Beikosteinführung einen wichtigen allergieschützenden Effekt hat Ein abruptes Abstillen ist außerdem nicht ratsam, weil es das Risiko von Brustentzündungen oder Milchstau erhöht. Der plötzliche Rückgang der Prolaktinbildung kann darüber hinaus zu depressiver Verstimmung der Mutter führen, was besonders bei einer Wochenbettdepression oder entsprechenden Vorerkrankungen zu beachten ist. Bei einem langsamen Abstillen formt sich die Brust am besten zurück.

Abstillen sollte in der Regel ohne Medikamente erfolgen, denn die Milchmenge verringert sich aufgrund des zurückgehenden Bedarfs automatisch, so dass Nebenwirkungen der Arzneimittel zum Abstillen nicht riskiert werden müssen. Kühle Umschläge oder Quarkpackungen können Spannungsgefühle in der Brust lindern. Pfefferminztee, Salbeitee und einige homöopathische Mittel reduzieren die Milchbildung zusätzlich.

Das endgültige Abstillen bestimmen Mutter und Kind individuell. In der Regel nimmt das Bedürfnis nach dem Trinken an der Brust gegen Ende des ersten Lebensjahres ab. Sind beide zufrieden mit der Situation, kann aber natürlich länger gestillt werden. Ein endgültiger Zeitpunkt für das Abstillen wird nicht empfohlen, da es hierfür bislang keine wissenschaftliche Begründung gibt.

Quellen

  • Bundesinstitut für Risikobewertung, Veröffentlichungen der Nationalen Stillkommission